Als Recruiter:in bleibt dir oft nur eine Stunde, um deine Kandidat:innen zu durchleuchten. Ich sage bewusst durchleuchten, denn die wenigstens Bewerber:innen werden Schwächen oder mangelnde Kenntnisse offen zugeben. Im Gegenteil, ein jeder versucht, sich bestmöglich zu verkaufen. Das macht es schwierig, ein realistisches Bild zu bekommen. Mit den richtigen Fragen an der richtigen Stelle, kannst du dein Bewerbungsgespräch strukturieren. Damit behältst du den Überblick und es hilft dir, wirklich alle relevanten Aspekte zu erfassen.
Dieser Leitfaden macht dein Bewerbungsgespräch erfolgreich
1. Begrüßung und kurze Vorstellung
Zu Beginn des Gesprächs stellen sich alle Beteiligten einmal kurz vor. Dazu gehören der Name, die Position in der Firma und seit wann man dort tätig ist. Lass auch deine Kandidat:innen sich einmal kurz vorstellen, bevor ihr später tiefer einsteigt.
2. Vorstellung des Unternehmens
Bei diesem Punkt kannst du deine Kandidat:innen direkt mit einbeziehen: Frag sie, was sie schon über das Unternehmen wissen. Daran kannst du gut erkennen, wie gut sich deine Bewerber:innen vorbereitet haben. Denn diese Frage ist ein Klassiker und wer motiviert ist und wirklich Lust auf die Stelle und dein Unternehmen hat, wird sich darauf vorbereitet haben.
Falls du bereits ein Telefoninterview mit deinem Kandidat:innen geführt hast, kannst du an dieser Stelle noch einmal detaillierter auf das Unternehmen eingehen. Zum Beispiel mit welchen Tools ihr arbeitet oder wohin die letzte Teamfahrt ging.
3. Fragen zum Lebenslauf
In der Regel stellen sich im nächsten Schritt deine Kandidat:innen anhand ihres Lebenslaufs vor. Was deine Bewerber:innen hier sagen, kannst du durch gezieltes Fragen beeinflussen. Wenn Kandidat:innen nur ihren Lebenslauf durchgehen, ist das oft nicht so aussagekräftig und schließlich hast du diese Informationen bereits vorliegen. Nutze daher diese Phase und lenke das Gespräch auf die Punkte, die wirklich wichtig für dich sind, zum Beispiel die Gründe für einen Wechsel. Geeignete Fragen dafür sind:
- Wie bist du bei der Auswahl deiner bisherigen Arbeitgeber vorgegangen?
- Was ist deine Wechselmotivation?
- Gibt es eine Station in deinem Lebenslauf oder eine Entscheidung, die du aus heutiger Sicht anders gestalten würdest?
4. Fragen zur Vakanz
In dieser Phase willst du herausfinden, ob deine Kandidat:innen fachlich zu der Stelle passen. Deswegen solltest du selbst gut darauf vorbereitet sein und die Stelle und ihre Verankerung im Unternehmen optimal erklären können. Wenn die Stelle und ihre Tätigkeiten klar sind, geht es daran, die Bewerber:innen auf ihre Eignung zu prüfen. Dafür gibt es einige hilfreiche Fragen, bei dessen Beantwortung deine Kandidat:innen auch Persönliches von sich Preis geben müssen. Hier einige Beispiele:
- Welche Erwartungen hast du hinsichtlich der Position, der Entwicklungsmöglichkeiten und an das Unternehmen insgesamt?
5. Positionsbezogene Fragen an die Kandidat:innen
In diesem Schritt willst du herausfinden, wie sich deine Kandidat:innen in der jeweiligen Position verhalten würden. Wo würden sie Schwerpunkte setzen? Welche persönlichen Eigenschaften würden ihnen helfen, einen guten Job zu machen? Dafür kannst du zum Beispiel ein Szenario vorgeben, das tatsächlich eintreten könnte und Fragen dazu stellen.
- Szenario: Beschreibung einer erfolgskritischen Situation, die im Arbeitsalltag vorkommt.
Frage: Wie würdest du damit umgehen?
- Szenario: Eigenschaften nennen, die für diese Position besonders wichtig sind.
Frage: Erzähle von einer Situation, in der du diese Eigenschaft unter Beweis stellen konntest.
6. Fragen zur Persönlichkeit
Diese Fragen eignen sich, um mehr über die Persönlichkeit deiner Bewerber:innen herauszufinden.
- Worin würdest du dich gerne weiter entwickeln?
- Wie gehst du mit zeitlich Engpässen um?
- Was motiviert dich?
7. Fragen zum Teamfit
Um herauszufinden, welche Kandidat:innen zu deinem Team passen, muss zuerst klar sein: Wie tickt das eigene Team? Welche Anforderungen stellt das eigene Team, an passende Kandidat:innen? Und wie soll das eigene Team aufgestellt sein? Aus den folgenden Fragen kannst du Erkenntnisse zum Teamfit deiner Kandidat:innen ziehen:
- Was kennzeichnet für dich ein gutes Team aus?
- Arbeitest du am liebsten mit ruhigen, dominanten, strukturierten oder spaßigen Kollegen zusammen?
- Bei welchen Aufgaben schätzt du Teamarbeit und bei Welchen arbeitest du lieber alleine?
8. Brainteaser Fragen zu den Bereichen Rechnen und Logik
Mit Brainteaser Fragen erfährst du mehr über die Problemlösungskompetenz und Auffassungsgabe sowie das logische Denken deiner Kandidat:innen. Hierbei geht es nicht so sehr darum, dass die Befragten die richtige Antwort geben, interessanter ist ihre Herangehensweise.
Rechenfragen:
- 1,5 Hühner legen an 1,5 Tagen 1,5 Eier. Wie viele Eier legt 1 Huhn an 3 Tagen? (Antwort: 2)
Logikfragen:
- Russisches Roulette: In 1 von 8 Kammern liegt eine Kugel. Beim 1. Abdrücken wird kein Schuss ausgelöst. Würdest du lieber direkt noch einmal abdrücken oder die Kammern vorher zufällig drehen? (Antwort: Ohne drehen ist die Wahrscheinlichkeit 1:7, mit drehen 1:8)
9. Entweder-Oder-Fragen
Hier gibt es die Vorgabe, dass Kandidat:innen möglichst schnell antworten sollen und sich immer für eine der beiden Antworten entscheiden müssen. Dadurch erhältst du ein authentisches Bild von deinen Kandidat:innen und ihren Vorlieben.
- Lieber 2x gehen oder 1x und riskieren alles fallen zu lassen?
- Bist du eher Typ Excel oder Typ Powerpoint?
Mehr Tipps wie diese und einen Austausch auf Augenhöhe gibt es bei der DRX! Sicher dir jetzt dein Ticket für die DRX- die digital Recruting Conferenz & Expo am 09. und 10. März 2023 in Düsseldorf! Denn hier erfährst du alles über modernes Recruiting und erhältst an zwei Tagen die besten Tipps von über 50 Speakern.
Häufige Fragen zum Thema Bewerbungsgespräch strukturieren
Als Recruiter:in solltest du die ausgeschriebene Stellen kennen und den Lebenslauf deiner Kandidat:innen. Im Gespräch ist der Fokus auf die Person und Konzentration wichtig, damit dir Unsicherheiten im Auftreten oder Ungereimtheiten im Lebenslauf sofort auffallen.
Eine gute Struktur hilft dir dabei, keine wesentlichen Punkte zu vergessen. Außerdem schaffst du damit gleiche Bedingungen für alle Bewerber:innen, was die Vergleichbarkeit erhöht und dazu verhilft, objektivere Entscheidungen treffen zu können.
Eine gute Struktur im Bewerbungsgespräch erfasst alle relevanten Aspekte wie Auffassungsgabe, Werte, Skills, Erfahrungen, Commitment etc. um am Ende ein wirklich rundes und vollständiges Bild zu erhalten.