So machst du Kandidat:innen zu Bewerber:innen

Recruiting Funnel: So wichtig ist er

Inhaltsverzeichnis
Man sollte wohl in den seltensten Fällen direkt mit der Tür ins Haus fallen. Stattdessen arbeitet man sich Stück für Stück vorwärts, lernt immer mehr über eine Situation oder eine Person – und entscheidet sich letztendlich dafür, ein Produkt zu kaufen oder eine Person zu mögen. Nicht anders sieht es im Recruiting Funnel aus. Was es damit auf sich hat und wie du den Funnel möglichst effizient gestaltest, erfährst du in diesem Artikel.

Recruiting Funnel: Definition und Abgrenzung

Der Recruiting Funnel bildet per Definition den kompletten Prozess ab, den Kandidat:innen auf dem Weg zu Bewerber:innen und später Mitarbeiter:innen durchlaufen. Das beginnt bei dem Moment, in dem die Person auf ein Unternehmen aufmerksam wird, geht über den ersten Kontakt bis – bestenfalls – zum Vertragsabschluss. Der Recruiting Funnel ist abzugrenzen vom Bewerber Funnel, der die Sicht der Bewerber:innen beschreibt und beim Absenden der Bewerbung bereits endet, und dem Mobile Funnel. Letzterer Prozess ist so optimiert, dass potenzielle Kandidat:innen sich unkompliziert über ihr Smartphone bewerben können.

5 Phasen in einem Recruiting Funnel

Generell besteht der Recruiting Funnel aus 5 Schritten bzw. Phasen und lässt sich wie folgt gliedern:

  1. Ein Unternehmen erregt die Aufmerksamkeit potenzieller Kandidat:innen. Diese setzen sich mit dem Unternehmen auseinander.
  2. Das Unternehmen weckt das Interesse der Kandidat:innen, sodass diese in Betracht ziehen, sich zu bewerben.
  3. Die Kandidat:innen reichen ihre Bewerbung beim Unternehmen ein.
  4. Im Rahmen des weiteren Recruitingprozesses trifft das Unternehmen eine Auswahl unter den Bewerber:innen.
  5. Der Arbeitsvertrag mit den neuen Mitarbeiter:innen wird ausgehandelt und unterzeichnet.

Phase 1: Aufmerksamkeit

Im ersten Schritt geht es darum, Aufmerksamkeit zu generieren, damit du möglichst viele potenzielle Bewerber:innen erreichst. Hier gilt vor allem noch Quantität vor Qualität, denn die Filterung der Kandidat:innen führst du erst in späteren Phasen durch. Auf dich aufmerksam machen kannst du unter anderem durch folgende Faktoren:

  • Deine verschiedenen Kanäle in den sozialen Netzwerken sowie Social Media Marketing
  • Suchmaschinenoptimierung deiner Website, um bei Google zu ausgewählten Keywords gut platziert zu sein.
  • Stellenausschreibungen in Jobportalen sowie Active Sourcing
  • Präsenz auf Kongressen und Messen, im Idealfall sogar durch eine Rolle als Speaker
  • Sponsoring von Veranstaltungen

Phase 2: Interesse

Um die Aufmerksamkeit in Interesse weiterzuentwickeln, musst du dein Unternehmen attraktiv für Bewerber:innen präsentieren und ihnen Argumente präsentieren, warum sie sich ausgerechnet bei dir bewerben sollten. In dieser Phase im Recruiting Funnel kristallisiert sich heraus, welche Art Mitarbeiter:innen zu ansprichst. Die in Phase 1 gewählten Kanäle dienen hierbei erneut als Kommunikationsmittel. Entscheidend ist hierbei, dass du dir Gedanken über die sogenannten Candidate Persona – also die Profile deiner Wunschmitarbeiter:innen – machst und die Kommunikation dementsprechend ausrichtest. Deinen potenziellen Bewerber:innen musst du ein unwiderstehliches Arbeitgeberversprechen bieten, was wiederum je nach Candidate Persona unterschiedlich ausfällt.

Phase 3: Bewerbung

Ging es bisher lediglich darum, die Interessent:innen bei Laune zu halten und deine Infos aufzunehmen, musst du in dieser entscheidenden Phase dafür sorgen, dass sie selbst aktiv werden und sich bei dir bewerben. Denn wenn du den Bewerbungsprozess zu aufwendig gestaltest, springen deine potenziellen Mitarbeiter:innen wieder ab. Einige nützliche Tipps, um den Recruiting Funnel an dieser Stelle so effizient wie möglich zu gestalten:

  • Biete mehrere Kontaktmöglichkeiten (Online-Formulare, E-Mail, WhatsApp, …).
  • Sorge dafür, dass sich Interessent:innen auch übers Smartphone bewerben können.
  • Erkläre, welche Unterlagen du erwartest (je weniger Aufwand für die Bewerber:innen desto besser). Überlege dabei, ob du diese Unterlagen wirklich für ein erstes Gespräch brauchst.
  • Gib Infos zum weiteren Ablauf (Dauer der Bewerbungsphase, Zeit bis zur Rückmeldung etc.).
  • Bestätige den Eingang der Bewerbung.

Phase 4: Auswahl

Nun filterst du die besten Kandidat:innen im Rahmen deines Bewerbungsprozesses heraus. Waren die bisherigen Phasen in deinem Recruiting Funnel effizient strukturiert, hast du nun bestenfalls eine große Auswahl qualifizierter potenzieller Mitarbeiter:innen. Aber auch hier gilt es für dich: Gestalte den gesamten Kennlern- und Auswahlprozess so angenehm und transparent wie möglich für die Bewerber:innen.

Phase 5: Arbeitsertrag

Hast du dich für einen oder mehrere geeignete Kandidat:innen entschieden und diese haben dein Angebot angenommen? Dann hast du den Recruiting Funnel für diese Position bzw. Positionen erfolgreich durchlaufen.

Wer ist wann im Recruiting Funnel zuständig?

Obwohl die Hauptverantwortung für den Recruiting Funnel bei deinen Mitarbeiter:innen aus dem Bereich HR liegt, sind sie nicht alleine am Prozess beteiligt. So sind sie in verschiedenen Situationen auf Unterstützung von anderen Abteilungen angewiesen:

  • Um Aufmerksamkeit zu generieren, arbeiten Personaler:innen eng mit dem Team aus Marketing & Kommunikation zusammen.
  • Da die Stellen die Anforderungen wiedergeben sollen, die das Unternehmen benötigt, ist ein enger Austausch mit den Führungskräften wichtig, ebenso wie eine genaue Kenntnis der Unternehmenskultur.
  • In der Bewerbungsphase geht es vorrangig um die User Experience, denn nur so erfährst du, warum Kandidat:innen sich zu einer Bewerbung entschlossen haben oder abgesprungen sind.
  • In der Auswahl- und Vertragsphase managen deine HR-Mitarbeiter:innen den Prozess und führen Gespräche. Aber auch hier erfolgt in vielen Unternehmen eine enge Abstimmung mit den Führungskräften oder in Startups mit der Geschäftsführung.

Welche Rolle spielen Bewerber Funnel und Mobile Funnel?

Wie schon erklärt, ist der Bewerber Funnel ein Teil des Recruiting Funnels, auch wenn beide Begriffe oft als Synonyme verwendet werden. Allerdings ist er aus Sicht der Kandidat:innen zu betrachten, die auf ein Unternehmen aufmerksam werden, Interesse entwickeln und sich schlussendlich bewerben. Es gilt als Unternehmen, sich in die Sicht der potenziellen Bewerber:innen hineinzuversetzen und eine Strategie für diese Phasen zu entwickeln, die sie überzeugt.

Das Konzept Mobile Funnel hingegen sind ursprünglich dafür gedacht gewesen, im Rahmen von Social-Media-Kampagnen Downloads von Ratgebern und Whitepapern zu generieren oder zur Kontaktaufnahme zu führen. Dieses System wurde inzwischen von vielen Unternehmen und Recruiting-Agenturen adaptiert und auf den Recruiting Funnel angewendet. So führen Kampagnen im Social Recruiting zu einem simplen Funnel. Besonders beliebt sind interaktive Fragen, die wiederum für den ersten Schritt im Bewerbungsverfahren reichen. Die Bewerber:innen müssen dann nur noch angeben, ob sie sich bewerben möchten. So erhältst du recht schnell einen Lead, dessen Qualität du im weiteren Recruiting Funnel bestimmen kannst.

Entwickle den Recruiting Funnel weiter – mit dem Recruiting Wheel

Eine Weiterentwicklung ist das sogenannte Recruiting Wheel. Gemeint ist hiermit, dass du den linearen Prozess im Recruiting Funnel zu einem Kreislauf veränderst. Dabei treten deine Mitarbeiter:innen, die den Funnel erfolgreich durchlaufen haben, als Markenbotschafter:innen deines Unternehmens auf. Das wiederum führt – gepaart mit Mitarbeitermotivation und Mitarbeiterbindung – zu Empfehlungen, welche im gleichen Zuge Aufmerksamkeit für dein Unternehmen erzeugt. Eine weitere Möglichkeit, das Recruiting Wheel aufzubauen, besteht durch digitales Marketing. Indem du dir beispielsweise einen Talentpool aufbaust und Kontaktdaten ehemaliger Bewerber:innen über längere Zeit speicherst, kannst du diese auf dem Radar behalten bzw. im Gedächtnis potenzieller Kandidat:innen bleiben.

Fazit zum Recruiting Funnel

Beim Recruiting kommt es immer mehr darauf an, als Unternehmen die potenziellen Bewerber:innen zu überzeugen. Im Recruiting Funnel musst du bei den richtigen Personen Aufmerksamkeit erzeugen und sie zu einer Bewerbung veranlassen. Faktoren wie die Prozessautomatisierung helfen dir, den gesamten Funnel möglichst effizient und angenehm für Bewerber:innen zu gestalten. Außerdem kannst du den Funnel zu einem Recruiting Wheel weiterentwickeln, bei dem deine Mitarbeiter:innen dein Unternehmen empfehlen und dadurch weitere Interessent:innen anlocken.

Mehr Themen wie dieses erfährst du auf der DRX am 09. und 10. März 2023 in Düsseldorf!

FAQ zum Recruiting Funnel

Was ist der Recruiting Funnel?

Der Recruiting Funnel beschreibt den Prozess, den Kandidat:innen durchlaufen, um zu Mitarbeiter:innen in deinem Unternehmen zu werden. Zu Beginn versuchst du, möglichst viele Interessent:innen in den Trichter (Funnel) zu bekommen und sortierst über den Prozess hinweg immer weiter, bis du die besten Bewerber:innen gefunden hast.

Was ist ein Recruiting Wheel?

Beim Recruiting Wheel veränderst du den linearen Recruiting Funnel zu einem Kreislauf. Mitarbeiter:innen, die den Funnel durchlaufen haben, können dein Unternehmen empfehlen und so neue Bewerber:innen zu dir führen.